Mich verbanden bis zum letzten Samstag eher negative Erinnerungen mit dem Ulmer Münster. Als Kind wurde mir auferlegt, den Turm ungewollt zu bezwingen. Mein Versuch scheiterte kläglich an einigen Kilo Übergewicht und einem grippalen Infekt, der sich beim Aufstieg in den Gelenken schmerzhaft bemerkbar machte.
Somit hat sich die Gleichung Ulm + Münster = Grippe in mir manifestiert.
35 Jahre später wollte ich proaktiv diesem Trauma begegnen. Zuerst betrachtete ich das Interieur im Erdgeschoß.
Wirklich beeindruckend, sogar für mich als bekennenden Atheisten. Meine Blicke wanderten zu einder Pinwand, auf der vereinzelt Notitzen angepinnt waren.
Ich las mich durch die kleinen Gefühlswelten und dabei viel mir eine Notiz besonders auf:
Man muß keine Angst haben
Weiser Spruch von einem cleveren kleinen Poeten dachte ich mir, der seine Gedanken völlig anonym der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Und weil es das sinnvollste darstellte, das ich im Münster sah und las, musste ich diese Notitz auch Fotografieren. Eine ältere Dame beobachtete mich dabei wohl sehr genau. Für Sie war es der Anstoß, mich daraufhin anzusprechen:
Also ich würde ja auch gerne eine Nachricht da hin hängen, aber ich wünsche mir, dass diese nicht fotografiert wird!
Wer will sich schon ihre engstirnigen Gedanken zu eigen machen, sie nützen niemanden, und schon gar nicht der Reproduktion
war meine Antwort.
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